Öffentlicher Vortrag Januar 2023

Freitag, 20. Januar 2023

19:30 – 21.30 Uhr

Bernard Vandermersch (Paris)

Sind Sucht und Hemmung ein Paar?

Französisch mit deutscher Übersetzung

Moderation: Claus-Dieter Rath

Eine Sucht nach einer Droge oder einem Verhalten, etwa im Sexuellen, scheint zunächst als Hemmungs-losigkeit: ein Genießen, das sich von jeder Mäßigung befreit. Aber wird damit nicht eine andere Hemmung verdeckt? Eine Sucht beruht oft auf einer Verlegenheit im Begehren wie im Denken, d.h. das, was die Verantwortung des Subjekts betrifft. Lieber entfremdet man sich in einem grenzenlosen Genießen, als dass man den Teil abgibt, der für den Zugang zum Begehren erforderlich ist. Als wäre diese Schuld gegenüber dem Leben unannehmbar oder unbegreiflich? Es reicht jedoch nicht aus, diesen Teil des Genießens abzutreten. Lacan zufolge wären wir auch dafür verantwortlich, „ein Denken in dieses beschränkte Reale einzusetzen, das sich der Ex-sistenz des Geschlechts verdankt“, nämlich ein Urteil zu fällen, nicht wie Freud es bezüglich der Kastration der Mutter äußert, sondern über die Nicht-Beziehung im Geschlechtlichen. Ersetzt man Geschlecht durch Gender ist die Sache erledigt: man hätte nur daran denken müssen! Aber ist damit die Unmöglichkeit der Beziehung im Sexuellen vom Tisch? Kann man ernsthaft in der Psychoanalyse vom Geschlecht sprechen, ohne in die Ideologie abzugleiten?

Bernard Vandermersch arbeitet als Psychiater und Psychoanalytiker in Paris. Er ist Mitglied der Association Lacanienne Internationale (ALI), deren Präsident er von 2003 bis 2006 war.

Hybrid-Format, Zugangsdaten bei Anmeldung unter klauswdorff@gmail.com

Der Kostenbeitrag von 10/5€ ist vorab auf das Konto des Psychoanalytischen Kollegs zu überweisen.